Die Zuhörende ist trotz aller Zweifel dem Vortragenden grundsätzlich gewogen – letztlich als einzige. Es ist eine Mischung aus Sympathie und Mitgefühl, mit der sie seine ungelenken Versuche die Welt zu erklären begleitet.
Aber wer ist sie sonst? Die Zuhörende ist zugewandt und durchlässig, sie zitiert ansatzlos Foucault und ist der festen Überzeugung, das jedes Problem durch Lektüre behoben oder zumindest verstanden werden kann. Die Tochter eines erfolgreichen Managers leidet an der Ungerechtigkeit der Welt. Als Tochter einer hauptberuflichen Mutter hat sie viel von der Welt gesehen, dabei aber auch immer die eigene Privilegiertheit gespürt. Was sie eigentlich wirklich möchte ist ihr selbst nicht ganz klar, klar aber ist, dass sie nicht so werden will wie ihre Eltern. Die Zuhörende ist skeptisch, etwas pessimistisch und faktenorientiert. Sie blickt gerne hinter die Dinge findet aber dort meistens immer nur das Gleiche: Die Welt ist schlecht eingerichtet und es ist schwer dabei den Kopf oben zu behalten. Sie trinkt keinen Alkohol und Pippi Langstrumpf ist für sie nicht mehr als eine „neoliberale Erzählung zur Wehrkraftertüchtigung im Kapitalismus“.
Im Zuhörenden findet sie jemand, der sie zum Lachen bringen kann.
Für die Zuhörende gibt es kein eindeutiges Vorbild, sondern nur assoziative Referenzen bzw. Gestimmtheiten, die eine Vorlage bilden, zum Beispiel: Martha Rosler, Eve Democracy, Andrea Fraser oder Hannah Arendt.
Die Zuhörende wird gesprochen von der großartigen Schauspielerin Ruth Marie Kröger. die ein wichtiger Part in fast allen Aktivitäten des Max Clement Movement ist und auch toll ist in dem Stück CUM EX PAPERS – Eine Recherche zum entfesselten Finanzwesen von Helge Schmidt, aber anderswo natürlich auch.
Foto oben: Mirjam Knickriem.