Hemmung

Nun ist er gestorben. David Graeber. Ja, das Buch über Schulden ist wirklich toll und vieles davon ist in der Ausgabe S wie Schulden verarbeitet. Ja, ein kluger und sympathischer Denker, aber etwas streubt sich immer dann, wenn die Berühmtheit zu groß ist, wenn das Messianische sich seinen Weg bahnt und die Ehrfurcht zum vorherrschenden Gefühl wird. Ein gebrochenes Verhältnis zu jeder Form von Autorität produziert eine tiefe Hemmung sich auseinanderzusetzen.

Nun gibt es aber diesen doppelten Anlass: Der zu frühe Tot dieses eloquenten Denkers und das neue Conversationslexikon B wie Bürokratie. Keine Möglichkeit an den Büchern vorbei zu kommen. Keine.

Die Lektüre lohnt sich natürlich und hat sogar lächelnde Momente, aber die Neumalklugheit und das Einfache der Gedanken ist auch eine Provokation, hat etwas boshaftes, das erst verarbeitet werden will. Ist es die eigene Eitelkeit, die da berührt wird? Ist es einfach der blanke Neid? Oder ist es am Ende wirklich unerträglich selbstgefällig? Man weiss es nicht, ist vielleicht auch egal, wichtig ist es in jedem Fall:

Noch viel komplizierter ist der Tod. Denn jetzt müssen die sozialen Beziehungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens aufgebaut hat, allmählich gelöst und neu arrangiert werden. Es braucht oft Jahre, wiederholte Bestattungen (vielleicht sogar Umbettenden), das Verbrennen, Bleichen und Neuarrangieren von Gebeinen, Feiern und Zeremonien, bis jemand endgültig tot ist.

Graeber (2017): Bürokratie, Seite 63

David GRAEBER (2017): Bürokratie – Dei Utopie der Regel.
David GRAEBER (2018): Bulsshitjobs – vom wahren Sinn der Arbeit.